Wie leichtfertig er doch ist, der Spruch aus Kindertagen:
“Jeder Dussel hat ein Fussel.”
Von einer großen Textilgemeinschaft ausgeschlossen, sei es durch Verschleiß, Abnutzung oder groben Unfug, irrt das Fussel einsam und verängstigt durch den Dschungel der Menschheit. Sehnsüchtig schaut es auf die unzähligen Kameraden, welche schon ihren Meister gefunden haben. Sie haften fast unmerklich an den feinen Stoffen der Gesellschaft und tun es Pattex gleich. Sie schmiegen sich an ihre Gebieter; wollen einfach nur kleben bleiben und nie wieder los lassen.
Doch die Gefahr lauert. Fussel müssen vor unzähligen Widersachern gefeit sein. Outdoor-Fussel kämpfen gegen die Macht von Wind und Wetter. Während dessen nehmen Indoor-Fussel den Kampf mit vernichtender Technik auf: ohrenbetäubend laute und fresssüchtige Monster bahnen sich ihren Weg der Vernichtung. Millionen der possierlichen Winzlinge werden täglich zu Ballungsgebieten zwangsverfusselt und dem gemeinen Hausmüll überführt.
Die größten Feinde jedes Fussels sind jedoch: die Finger. Daumen und Zeigefinger arrangieren sich zu einem Werkzeug des Grauens. Per Pinzettentechnik wird das Fussel mit geschulter Feinmotorik von seinem Besitzer vorsichtig abgetragen, zwischen den Fingern gequetscht und genüsslich gerieben bis es wie eine Prise Salz in den Siedetopf abgeworfen wird.
Doch mit der oft verwendeten Schnippstechnik kann auch ein Fussel Renaissance feiern. Das gemeine Fingerwerkzeug spannt sich wie Pfeil und Bogen und versetzt das Fussel mit der Geschwindigkeit eines Düsenjets in beängstigende Freiheit. Die Zeit ist reif, die Chance zu nutzen und die Flugbahn so zu steuern, um an das nächste Objekt andocken zu können.
Mit viel Geschick und etwas Glück schafft es also auch ein Nullzeller, seine Bestimmung in einer von Toleranz und Akzeptanz mangelnden Welt zu finden.
Fusselhopping macht stark und lohnt sich.
Fussel, kämpft für Euer Leben!