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Es war einmal ein kleines, unbekümmertes Samenkorn der Liebe. Vom Wind getragen zog es lange seine Bahnen durch die gefühlsgetränkte Welt. Es suchte den perfekten Nährboden um sich niederzulassen und einer ertragreichen Keimung hinzugeben.

Die lange und nicht enden wollende Reise hatte sich gelohnt. Es schien, als habe es seinen Platz gefunden. Denn schon bald entpuppte sich ein stolzer Sprössling, welcher mit viel Fleiß umsorgt, zu einem wahrlichen Koloss der Emotionen heran wuchs.

Von der Wurzel liebevoll genährt, schmiegten sich die Blätter dankbar an den Stiel der Leidenschaft. Jedes der Blätter war ein Schiffchen der Gefühle: Angst, Glück, Freude und Wut formten das Treppchen hinauf zum Zenit; zur Blüte der Liebe.

Und wie wunderschön sie doch war. Groß, schillernd, facettenreich und strahlend strotzte sie ihr Antlitz empor. Man spürte die Energie, welche von dieser Pflanze ausging; man konnte sich nicht satt sehen. So sehr zog sie einen mit wahnsinniger Schönheit in ihren Bann.

Doch leider es fehlte an dauerhafter Hingabe und Pflege. Braune faulige Ränder umsäumten die Blütenblätter und breiteten sich aus wie ein Flächenbrand. Unaufhaltsam schien der Untergang der Liebesblume fort zu schreiten. Stumme Schreie zerstörten den Frieden. Trockene Tränen ermatteten den Glanz. In dramatischer Ewigkeit trennten sich die welken Blütenblätter vom Stamm und entfernten sich in unerreichbare Weite.

Stille. Trauer.